Stimmhygiene
Nicht jeder ist mit einer stark belastbaren Stimme ausgestattet. Viele von uns kennen es: eine Nacht durchgemacht und am nächsten Tag hört sich die Stimme anders an. Vielleicht haben wir uns aber auch einfach nur zu lange mit Freunden oder den Kindern unterhalten und irgendwie klingt die Stimme dann leicht belegt oder sogar heiser. Wenn man nichts dagegen tut und über erste Anzeichen hinweg die Stimme regelmäßig überlastet, kann das unangenehme Folgen bis hin zu einer pathologischen Stimmstörung haben. Aber keine Angst mit ein paar Tricks und dem richtigen Wissen, kann jeder selbst dafür sorgen, die Stimme zu schonen. Hier also ein paar Anregungen für deine Stimmhygiene:
Noch vor dem Aufstehen etwas für die Stimme tun
Direkt beim Aufstehen oder sogar noch im Bett darfst du dich ab jetzt ausgiebig in alle Richtungen strecken und dehnen. Halte die Dehnung auch hin und wieder für einen kleinen Moment und weck dich so richtig auf. Das wichtigste dabei darfst du aber nicht vergessen: das Gähnen! Ja, mit offenem Mund und gerne auch geräuschvoll. Das wird uns leider überall abtrainiert, für Atmung und Stimme ist diese reflexartige Körperfunktion jedoch Gold wert.
Kaltstart vermeiden
Stimme morgens anwärmen: bevor du mit deiner Stimme in den Tag startest, solltest du sie ein wenig aufwärmen. Ein Opernsänger stellt sich schließlich auch nicht drei Stunden auf die Bühne, ohne sich vorher eingesungen zu haben. Aber keine Sorge, du brauchst jetzt keinen professionellen Gesangsunterricht nehmen. Es reicht, einige tiefe und bewusste Atemzüge zu nehmen und dann leise und entspannt ein paar Töne auf einem „mmmmm“ zu summen.
Kleider machen Stimme
Die Wahl der Kleidung: schon bei den Schuhen fängt es an. Das richtige Schuhwerk ist essenziell für einen guten Bodenkontakt. Wenn wir fest und sicher mit der ganzen Sohle auf dem Boden aufliegen, ist es sehr viel leichter für eine stabile und gesunde Aufrichtung zu sorgen. Daher wenn es geht, immer flache, möglichst bequeme Schuhe tragen, in denen die Zehen Platz haben! Ebenfalls wichtig ist, das richtige Gürtelloch zu finden. Wir leben zwar in einer „Bauch rein!“- Gesellschaft, der Atmung und der Stimme tut es aber gar nicht gut, wenn die Kleidung die Atembewegung einschränkt. Besser den kleinen Bauch unter einer etwas weiteren Bluse verstecken, als die ganze Zeit die Luft anzuhalten, damit die Hose passt (das gilt auch für die Männer!). In der kalten Jahreszeit ist es nicht verkehrt einen Schal zu tragen, das schützt zum einen die empfindliche Region des Kehlkopfes vor dem Auskühlen und bewahrt zu dem auch noch davor, beiKälte die Schultern nach oben zu ziehen.
In der Ruhe liegt die Kraft
Egal ob zu Hause oder im Beruf, das unphysiologische Rufen oder Brüllen solltest du vermeiden. Gerade für Eltern, Lehrer, Ballsportler oder Erzieher ist das oft schwierig umzusetzen, will man doch, dass die Botschaft möglichst deutlich ankommt. Nutze daher die Kraft deines Körpers zum Rufen und gehe eher leicht in die Knie, als mit dem Kopf der Stimme hinterher zu wollen. Das gibt dir und deinem Stand mehr Sicherheit und die Kraft für die Stimme kann ganz ohne drücken aus deinem Körper kommen. Ein weiterer Trick ist, mit den Augen ein Ziel hinter dem eigentlichen Ziel für deine Stimme anzupeilen. So wird die Stimme automatisch lauter, ohne dass es anstrengender wird.
Oasen im Alltag nutzen
Du findest einfach keine Zeit für Stimm- und Atemübungen neben Job, Ausbildung, Familie, Hobbys und all den täglichen Aufgaben? Dann suche dir kleine Oasen! Denn für Stimmhygiene lassen sich die kleinsten Pausen nutzen und sogar verschönern. Nutze die Zeit in der Bahn oder beim Anstehen an der Kasse für bewusste Konzentration auf deinen Atem. Das trainiert deine Wahrnehmung und entspannt dabei sogar. So wird aus verlorener Wartezeit gewonnene Lebenszeit!
Singe morgens unter der Dusche oder abends in der Badewanne. Die warme feuchte Luft und der Hall im Badzimmer sind sogar gut für die Stimme. Versuche beim Fahrrad fahren durch die Nase zu atmen. Zumindest die Einatmung sollte am besten durch die Nase erfolgen. Auch auf die Aufrichtung kannst du in der einen oder anderen Situation achten. Wie wäre es zum Beispiel beim Zähneputzen heute Abend. Es gibt unzählige Möglichkeiten Stimme und Atmung bewusst in den Alltag zu integrieren. Du solltest dabei darauf achten, ob du Gewohnheiten, die du ohnehin schon hast mit neuen Verhaltensweisen verknüpfen kannst. Dann geht es viel, viel leichter!
Deine individuelle Liste für deine persönliche Stimmhygiene:
Wenn es nicht dabei bleiben soll, nur diesen Text gelesen zu haben, fang gleich heute mit der Stimmhygiene an. Welche Dinge kannst du am leichtesten umsetzen? Was würde dir vielleicht sogar Spaß machen? Mache dir eine persönliche Stimmhygiene-Liste und los geht’s.
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