Raus mit dem Ich? Wie ist das eigentlich zu verstehen?
Zum einen ist es eine Aufforderung – zum Aufbruch. Dazu, das alte Schneckenhaus zu verlassen und die Welt im Spiel mit der Stimme zu erobern. Zu schmücken mit dem, was in uns steckt. Dem nachzugehen, was uns wirklich bewegt. Aber nicht im stillen Kämmerlein. Nein, im Austausch mit allen, die uns nah sind und anderen, die wir für unsere Empfindungen begeistern wollen.
Ob es eine spezielle Expertise ist, eine bahnbrechende Erkenntnis oder ein feines Gefühl, das einfach mal raus muss, ist dabei egal. Wichtig ist, dass wir uns nicht verkriechen, nur weil wir uns so furchtbar selten vorkommen. Da draussen gibt es viele von dir.
Wir müssen uns nur finden. Weil mehr in uns steckt, als das, womit uns jedes System begrenzen würde. Darum geht es. „Raus mit dem Ich“ heißt ausbrechen. Ausbrechen aus alten Vorstellungen, engen Räumen und vorgegebenen Lebenswegen. Und paradoxer Weise auch ausbrechen aus dem „Ich“ in den inneren Kern.
Und da kommt ein zweiter Aspekt ins Spiel. Das Ich. Was ist das Ich eigentlich? Eigentlich ist das Ich eine Ansammlung an Erfahrungen, die zu Entscheidungen geführt haben, unser Leben möglichst bequem und sicher zu gestalten. Unser Unterbewusstsein automatisiert unsere Entscheidungen und sorgt so 24/7 dafür, dass wir alles möglichst unbeschadet überstehen.
Irgendwann glauben wir nun, dieses Ich, das wären wir. Wir Identifizieren uns mit dem Ich. Unser Verstand erstellt uns ein Alter-Ego, das uns lenkt und leitet. 60000 Gedanken denkt der Geist täglich vollkommen automatisch, indem er all das berücksichtigt, was wir in der Vergangenheit erlebt und gelernt haben. Kein Wunder, dass uns da der Kopf raucht. Aber durch diese Gedanken entsteht am Ende unsere Realität.
Wer sind wir aber wirklich?
Wer sind wir, wenn wir das Ich rauswerfen bzw. es mal genauer unter die Lupe nehmen? Welcher innere Kern kommt da zum Vorschein? Durch Meditation und Achtsamkeit können wir Gedanken beobachten. Und plötzlich stellen wir fest: da ist noch etwas hinter dem Ich. Etwas, was das Ich beobachten kann.
Wollen wir nun zu Neuem aufbrechen, werden wir es leichter haben, wenn wir die alten Denkmuster genauer beobachten und uns klar machen, welche dieser Gedanken uns davon abhalten, etwas Neues zu wagen.
Die Stimme des Ichs hält uns auf, indem sie uns vor all unseren Ängsten schützen will. Das ist gut gemeint, führt jedoch in die falsche Richtung – weg vom inneren Kern. Es bringt uns mit der Zeit nur mehr und mehr in eine Sackgasse. Bis wir irgendwann nicht mehr richtig atmen können. Für unseren Wunsch nach Sicherheit nehmen wir das in Kauf. Was wir dabei nicht bemerken, ist der Verlust von Lebendigkeit und Freiheit, die tief in uns verankert sind und raus wollen.
Dieser Spiegel unserer Seele will sich erleben. In uns steckt ein innerer Kern, der uns ausmacht. Er sitzt noch tiefer als das Ich. Diesen inneren Kern können wir auch Bewusstsein nennen. Ein Bewusstsein voller Neugier. Es will sich im Austausch mit Anderen entdecken. Es will die Welt begreifen und auf den Kopf stellen, um sie neu zu kreieren.
Den Kopf aufregeln?!
Ein Zitat von Nietzsche bringt es ganz schön auf den Punkt.
„Erziehung ist im Wesentlichen das Mittel, die Ausnahme zu ruinieren zugunsten der Regel.“
Raus mit dem Ich heißt, die Ausnahme wieder groß werden zu lassen. Die Regeln auf den Kopf zu stellen. Das Neue zu suchen. Die Veränderung als ständigen Prozess des Wachstums zu begreifen und der Stimme des inneren Kerns zu folgen.
Es bedeutet, das Innere nach draußen zu bringen und über sich hinaus zu wachsen. Vielleicht hast auch du aufgehört, an dich zu glauben und angefangen, dich ohnmächtig gegenüber dem zu fühlen, was dir widerfährt.
Aber wenn das noch nicht alles gewesen sein soll: Raus mit dem Ich! In dir gibt es soviel zu entdecken, was nach draußen gehört. Weil mehr in dir steckt. Es wird Zeit sich wieder auf die Suche nach dem inneren Kern zu machen. Bist du dabei?
Wenn wir aufhören, uns still zu denken, locken wir die Umstände aus ihrer Reserve. Es gibt so viel zu verändern, wir müssen nur anfangen aufzuräumen und Verantwortung zu übernehmen, indem wir mehr Stimme in unser Leben legen.
Geht es dir nicht auch so? Fragst du dich nicht auch, wer bin ich eigentlich? Wer steckt hinter dem Ich? Und warum mache ich mich so klein? Zeig deinen inneren Kern!
Schreib mir.
Raus mit dem Ich!